Milani feiert 60 Jahre

Transportation Design von Milani, das die Schweiz bewegte

Ob Einheimische oder Touristen – fast alle sind schon einmal in einem von Milani gestalteten Fahrzeug gefahren. Du sicher auch! Unsere Designs haben nicht nur Fahrzeuge, sondern ganze Regionen geprägt. 

Aber weisst du eigentlich, wie Milani von einer auf Medizintechnik spezialisierten Agentur zu einem der führenden Namen im Transportation Design wurde? Entdecke spannende Anekdoten und blicke hinter die Kulissen unserer Highlights.

Highlight 1

Die legendären Plakate – wie Francesco Milani das Tessin ins Rampenlicht rückte

Francesco Milani, der Gründer unserer Agentur, ist bekannt für seine Pionierarbeit im Medical Design. Doch wer glaubt, sein kreatives Schaffen habe sich nur um Medizintechnik gedreht, der irrt. Ein Teil seines Herzens schlug schon immer für den Transport und Tourismus – und für seine Heimat, das Tessin.

Anfang der 80er-Jahre befand sich die Region an einem Wendepunkt: Das Tessin wollte sein Image auffrischen und sich in der Deutschschweiz als attraktives Ferienziel neu positionieren. Und mittendrin: Francesco mit seinen Designs, die halfen, diese neue Identität zu schaffen.

1982 stand das 100-jährige Jubiläum des Gotthardtunnels an, dem stolzen Wahrzeichen der Schweiz. Francesco entwarf dafür im Auftrag des Tourismusverbands ein legendäres Plakat: Zum ersten Mal wurde der Gotthard nicht nur als technisches Meisterwerk gefeiert, sondern als Tor zu einer Reise- und Erlebnisregion inszeniert – ein frischer und mutiger Ansatz, der Geschichte schrieb.

Ein weiteres Highlight war Francescos Plakat für die Centovalli-Bahn, die Locarno mit Domodossola verbindet. Mit seiner Gestaltung brachte er die einzigartige Schönheit dieser ikonischen Strecke zur Geltung und verlieh ihr eine neue Strahlkraft. Plötzlich sah die Deutschschweiz das Tessin mit anderen Augen – nicht mehr als abgelegen, sondern als ein Versprechen für aussergewöhnliche Erlebnisse: Natur, Kultur und Erholung.

Diese beiden Plakate waren weit mehr als nur aufmerksamkeitsstarke Kampagnen. Sie trugen entscheidend dazu bei, das Image des Tessins zu modernisieren und es als Ferienregion neu aufzustellen.

Heute zählen sie zu den Schätzen des Museums für Gestaltung in Zürich. Das Schweizerische Bundesamt für Kultur hat sie zusammen mit dem gesamten Archiv von Francesco Milani übernommen und als wichtigen Teil der Schweizer Designgeschichte gewürdigt. Wer die geschichtsträchtigen Designs live erleben möchte, findet sie im Schaulager des Museums – ein Muss für alle Designliebhaber!

Francesco Milani entwarf das Plakat für das 100-jährige Jubiläum des Gotthardtunnels.
Francescos Plakat für die Centovalli-Bahn.

Highlight 2

Zug-Design für die SBB: Wie Milani von 0 auf Doppelstock kam

2010 schrieb die SBB Geschichte: Mit dem damals grössten Rollmaterialauftrag ihrer Geschichte beauftragte sie Bombardier, heute Alstom, und katapultierte Milani in die Welt des Transportation Design.

Begonnen hat alles überraschend unspektakulär – mit einer Zeitung und einer Tasse Kaffee. Therese Naef, Co-Geschäftsführerin von Milani und Tochter eines «Bähnlers», las beim Frühstück von der Ausschreibung und wusste sofort: «Das ist unser Projekt!» Sie nahm Kontakt mit Bombardier auf, und der Funke sprang sofort über.  Bombardier suchte eine lokale Designagentur mit Schweizer Expertise – die Partnerschaft passte perfekt. So ging es für Milani von Null auf Doppelstock – der Durchbruch im Transportation Design war geschafft. 

In enger Zusammenarbeit mit dem Designteam von Bombardier und der SBB entwickelte Milani das Innen- und Aussendesign der neuen Fernverkehrszüge FV Dosto, die 2018 in Betrieb genommen wurden. Die Herausforderung? Dem Zug eine unverwechselbare Schweizer Identität zu verleihen und gleichzeitig die Bedürfnisse unterschiedlichster Zielgruppen zu berücksichtigen.

Das Ergebnis: Ein helles, modernes und grosszügiges Innendesign mit massgeschneiderten Bereichen für alle Reisenden. Familien profitieren von Wickelräumen, Kinderwagenabstellplätzen und einem (heiss beliebten!) Kinderspielbereich. Geschäftsreisende geniessen Steckdosen an jedem Sitzplatz und ruhige Arbeitsbereiche. Fahrradabstellplätze, geräumige Gepäckräume und einladende Restaurants sorgen für Komfort. 

Der FV-Dosto überzeugt aber auch durch Energieeffizienz und Flexibilität. Die Züge können bei schwankendem Fahrgastaufkommen geteilt werden – das spart Energie und vermeidet Leerfahrten. Zudem kann das Multifunktionsabteil durch hochklappbare Sitze je nach Bedarf als Stauraum, Rollstuhl- oder Kinderwagenstellplatz genutzt werden.

Mit dem FV-Dosto setzten die SBB neue Massstäbe in Bezug auf Sitzkapazität und Servicebereiche. Milani entwickelte zudem die Corporate Design Guidelines, um sicherzustellen, dass alle zukünftigen Züge die gleiche Designsprache tragen. Heute gilt der FV-Dosto als Designklassiker, der das Erscheinungsbild der Reisezüge in der Schweiz und Europa nachhaltig prägt.

Bereits in der Entwicklungsphase wurde der Zug mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: Good Design Award, Red Dot Design Award und German Design Award.

Highlight 3

Wie die neuen Züge für die Appenzeller Bahnen das Gesicht der Ostschweiz veränderten

2014 läuteten die Appenzeller Bahnen eine neue Ära ein: Im Rahmen eines Grossprojekts planten sie, mindestens die Hälfte des Rollmaterials auszutauschen – ein Meilenstein für die Ostschweiz. Doch es ging um mehr als neue Fahrzeuge: Die neue Durchmesserlinie Trogen–St. Gallen–Appenzell war war ein strategisches Schlüsselprojekt. Mit einem 15-Minuten-Takt und einem neu gebauten Tunnel sollte die Verbindung für Pendler und Reisende revolutioniert werden. Die Herausforderung für Milani und Stadler Rail? Das Tram mit einem Zug abzulösen, ohne dass die Fahrgäste den Unterschied spüren.

2018 war es soweit: Die neue Strecke und der Zug «Tango» wurden feierlich eingeweiht. Zwischen Teufen und Appenzell geniessen die Reisenden seither eine Fahrt mit atemberaubendem Landschaftskino. Milani hat Tradition und Moderne auf einzigartige Weise verbunden und ein lichtdurchflutetes Interieur mit grosszügigen Panoramafenstern gestaltet.

Der zweite Höhepunkt: der neue Zug «Walzer» auf der Strecke Gossau-Appenzell-Wasserauen. Jeder dieser Charakterzüge ist einem Appenzeller Brauch gewidmet.

Beide neuen Züge tragen Farben, Materialien und Elemente, die an Appenzellertrachten oder Kuhglocken erinnern. Besonders liebevoll gestaltet sind die Sitze, die mit typischen Appenzeller Ausdrücken bedruckt sind. Diese Begriffe wurden durch den Wettbewerb «Wa chonnt der in Sinn?» aus der Bevölkerung gesammelt – eine kreative Hommage an die Region, die jede Fahrt zu einer kleinen Entdeckungsreise macht.

Mit diesen Zügen haben die Appenzeller Bahnen nicht nur ihr eigenes Erscheinungsbild modernisiert, sondern auch das der gesamten Ostschweiz geprägt. Milani hat es geschafft, Tradition und Moderne harmonisch zu verbinden – und ein Design zu schaffen, das die Region stolz präsentiert.

Behind the Scenes: Die Designer Stefan Pfister und Livia Knecht-Weber wählen Farben und Materialien für die Inneneinrichtung, die sich an der Appenzeller Tradition orientieren.
Die Sitzbezüge sind mit typischen Appenzeller Ausdrücken und Dialektwörtern beschriftet. Die Bevölkerung konnte ihre Lieblingsbegriffe vorschlagen - insgesamt gingen 790 Vorschläge ein.
Beim Einsteigen in die «Walzerlinie» fällt die Führerstandstüre mit grossformatigen Fotografien von typischen Appenzeller Bräuchen ins Auge. In jedem Zug gibt es einen anderen Brauch zu entdecken: das «Silvesterchlause», das «Bloch», die «Alpfahrt», den «Betruef» und die «Alpstobete».
Der «Walzer» auf der Schiene.

Highlight 4

Das Flexity – wie das neue Tram-Design ein Meilenstein für Zürich setzte

Das Flexity-Tram war Milani's erstes Tramdesign – und das in unserer Heimatstadt Zürich. Es brachte das nutzerfreundlichste und umweltfreundlichste Züri-Tram auf die Schiene.

2016 stellten die VBZ die Weichen für die Zukunft und vergaben den Auftrag für eine neue Tramgeneration, um den wachsenden Mobilitätsbedarf zu decken. Gemeinsam mit Alstom, ehemals Bombardier, entwickelte Milani das Innen- und Aussendesign des neuen Niederflurtrams, das speziell für Zürich gestaltet wurde. 

Die schlichte Grundform erinnert an einen offenen Pavillon – ein Markenzeichen der Zürcher Architektur. Hohe Fensterfronten, inspiriert von den Tramwartehallen der 1930er Jahre, schaffen lichtdurchflutete Innenräume und machen die vorbeiziehende Stadt zur Hauptdarstellerin jeder Fahrt. Komfort und Sicherheit wurden konsequent umgesetzt. Das Flexity ist auch das erste Tram der Schweiz mit einem ins Aussendesign integrierten LED-Fahrgastleitsystem. Es zeigt von weitem, ob das Tram abfahrbereit ist, und erspart Fahrgästen das hektische Rennen zum Perron.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit setzt das Flexity neue Massstäbe. 96 Prozent der verwendeten Materialien sind recycelbar, und dank innovativer Technologien überzeugt das Tram mit vorbildlicher Energieeffizienz.

Einzigartig war der auf Co-Creation-Prozess: Fahrgäste und Servicepersonal wurden aktiv eingebunden. Ihre Wünsche flossen direkt in das Design ein, etwa die Sitzschalen aus Holz, die aus einer Fahrgastbefragung und einem «Probesitzen» am Bellevue hervorgingen. In der VBZ-Werkstatt in Altstetten wurde zudem ein massstabgetreues Holzmodell gebaut und von diversen Nutzergruppen getestet.

Seit 2020 wird das Flexity schrittweise eingeführt. In Zukunft wird es zwei Drittel der VBZ-Flotte ausmachen und das Stadtbild Zürichs prägen. Es ist ein Fahrzeug, das nicht nur für Zürich, sondern mit Zürich entwickelt wurde – ein Meilenstein für die Mobilität der Stadt.

Bild oben: Im April 2018 wurde die 1:1 Tram-Maquette aus Holz der Presse und ausgewählten Nutzergruppen vorgestellt. Bild unten: Am Bellevue wurde eine umfangreiche Fahrgastbefragung mit «Probesitzen» durchgeführt. Dabei kam unter anderem heraus, dass 70 % der befragten Fahrgäste Holzsitze den Polstersesseln vorziehen, weil sie diese als hygienischer empfinden.
Bild oben: Milani Designer Manuel Ailinger und Therese Naef besprechen verschiedenen Farben und Formen Bild unten: Die ergonomisch geformten Sitze aus nachhaltigem und hygienischem Buchenholz sind eine Hommage an das Mirage-Tram aus den 1960er Jahren.

Highlight 5

Rigi Bahnen – Wie die Königin der Berge ihr einzigartiges Design erhielt

Bis vor kurzem gab es auf der Rigi zwei verschiedene Zugdesigns: ein rotes auf der Luzerner und ein blaues auf der Schwyzer Seite. Doch das sollte sich ändern! Die Rigi Bahnen hatten eine klare Vision: eine Bahn, die auf beiden Seiten des Berges eingesetzt werden kann – und ein Design, das der «Königin der Berge» gerecht wird. Eine gewöhnliche S-Bahn? Auf keinen Fall.

Zusammen mit Stadler Rail und Milani wurde diese Vision Wirklichkeit. Milani entwickelte das Innen- und Aussendesign der neuen Fahrzeuggeneration, das neue Massstäbe setzte und ein aussergewöhnliches Fahrerlebnis bietet. Wir haben uns dafür von der Geschichte der Rigi Bahnen und der Landschaft inspirieren lassen.

Das schlichte Aussendesign in den eleganten Farben Weiss, Schwarz und Perlbeige ist eine Hommage an den Triebwagen Nr. 6, den ältesten elektrischen Zahnradtriebwagen der Welt. Die nach oben gerichteten Wagenfronten lenken den Blick auf die Berge und die grossen Panoramafenster machen jede Fahrt zu einem rollenden Aussichtspunkt mit majestätischer Bergkulisse.

 

Ein Highlight sind die speziell angefertigten Holzliegen, inspiriert von den legendären Alpwiesen-Liegen. Sie sind nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Erlebnis: Nirgendwo sonst können Fahrgäste direkt neben dem Führerstand sitzen und die Fahrt hautnah miterleben. Schnell wurden die Liegen zu den beliebtesten Plätzen im Zug – und zu einem echten Hit auf Instagram. Übrigens: Gemeinsam mit dem Technikteam der Rigi Bahnen haben wir intensiv getestet – vom Kartonmodell bis zum Holzprototypen – bis wir das perfekte Design gefunden haben.

Seit 2022 sind die modernen Züge im Einsatz und punkten auch in Bezug auf Nachhaltigkeit. Die Bahnen speisen Bremsenergie ins eigene Netz zurück und fahren ressourcenschonend bergwärts.

Mit der neuen Bahn hat Milani ein echtes Unikat geschaffen, das die Geschichte der Königin der Berge würdig weiterträgt und Reisenden ein unvergessliches Erlebnis bietet.

Die Holzliegen neben dem Führerstand, inspiriert von den Alpwiesen-Liegen auf der Rigi, sind ein besonderes Highlight. Das ganze Milani-Team hat sie umfänglich getestet – vom Kartonmodell bis zum Holzprototypen.
Das stolze Milani-Team bei der feierlichen Einweihung: v.l.n.r. Therese Naef, Evelyn Hausser, Claudia Polli, Stefan Pfister.
Veröffentlicht am: 29. November 2024